Der Euro hat mittlerweile viele nationale Währungen Europas abgelöst. Aber nicht alle Länder haben sich der europäischen Währungsunion angeschlossen. Andere gültige Währungen in Europa sind zum Beispiel das britische Pfund Sterling, die Norwegische Krone und der Russische Rubel. Trotz Bemühungen um eine Vereinheitlichung sind Europas Währungen noch immer recht vielfältig.
Der Geltungsbereich des Euro
Der Euro ist offizielles Zahlungsmittel in 19 europäischen Staaten, der sogenannten Eurozone. Diese besteht aus Deutschland, Frankreich, Irland, Belgien, den Niederlanden, Österreich, Luxemburg, Estland, Lettland, Litauen, Finnland, Griechenland, Italien, Spanien, Malta, Portugal, der Slowakei, Slowenien und Zypern (Stand: Juni 2015). In Deutschland und Österreich wurde der Euro zum Jahreswechsel 2001/2002 eingeführt. Zu den letzten Staaten, die der Eurozone beitraten, gehören Lettland (2014) und Litauen (2015). Die meisten der neun weiteren EU-Mitglieder, die den Euro noch nicht eingeführt haben, müssen dies tun, sobald sie die erforderlichen Konvergenzkriterien erreichen. Dänemark und Großbritannien dürfen den Euro als offizielle Währung übernehmen, sind aber nicht dazu verpflichtet. Diese Ausnahmeregelung handelten sich beide Länder heraus, als 1992 der Vertrag von Maastricht abgeschlossen wurde.
Auch einige Staaten, die nicht zur EU gehören, haben den Euro eingeführt. Dies sind Andorra, Monaco, San Marino, der Vatikan, Montenegro und Kosovo. Montenegro und Kosovo haben jedoch kein Abkommen mit der Europäischen Zentralbank abgeschlossen und prägen keine eigenen Euromünzen. Die britischen Hoheitsgebiete Akrotiri und Dekelia auf Zypern nutzen ebenfalls den Euro.
Europas Währungen: EU-Mitglieder
Es gibt in vielen Ländern in Europa Währungen, die noch nicht durch den Euro ersetzt wurden, auch in einigen EU-Mitgliedsstaaten. Dies sind Großbritannien, Dänemark, Schweden, Polen, Tschechien, Rumänien, Ungarn, Bulgarien und Kroatien.
Die offizielle Währung Großbritanniens ist das Pfund Sterling, das in 100 Pence unterteilt wird. Großbritannien unternahm bislang keine Bestrebungen, den Euro einzuführen. Innerhalb der Bevölkerung spricht sich eine klare Mehrheit dagegen aus.
Die Krone wurde 1875 mit der Skandinavischen Münzunion in Dänemark und Schweden eingeführt. Die Währungsunion löste sich de facto bereits 1915 und offiziell 1924 auf, sodass jedes Land seine eigene Währung besitzt. Die Dänische Krone wird in 100 Öre eingeteilt. Mittlerweile sind nur noch 50-Öre-Münzen gebräuchlich. In Schweden gilt die Schwedische Krone. Öre-Münzen sind dort außer Gebrauch geraten. Schweden lehnt die Übernahme des Euro ab, obwohl es vertraglich dazu verpflichtet wäre.
Polen besitzt den Złoty, der in 100 Groszy unterteilt wird. Polen verpflichtete sich mit seinem EU-Beitritt 2004 zur Einführung des Euro, aber ein konkreter Zeitpunkt kann dafür noch nicht genannt werden.
Tschechien führte nach der Trennung von der Slowakei im Jahr 1993 die Tschechische Krone wieder ein. Die kleinere Einheit, der Heller, wird nur noch indirekt genutzt: Im Handel wird in Zehn-Heller-Schritten gerechnet, aber die Summe wird kaufmännisch auf volle Kronen auf- oder abgerundet. Die Euro-Einführung verzögert sich derzeit noch und wird von der Regierung nicht forciert.
Der Rumänische Leu, der in 100 Bani unterteilt wird, gilt seit Ende des 19. Jahrhunderts in Rumänien. Das Wort Leu bedeutet „Löwe“ und bezog sich ursprünglich auf die niederländischen Löwentaler, die früher in Osteuropa und im Nahen Osten weit verbreitet waren. Während mehrerer Währungsreformen wurde versucht, die Inflationsraten zu senken, zuletzt 2005. Dabei entsprach ein neuer Rumänischer Leu 10.000 alten Rumänischen Lei. Rumänien strebt die Einführung des Euro an und muss dazu dem Wechselkursmechanismus II (WKM II) beitreten.
In Ungarn gilt der Forint, der offiziell in 100 Fillér eingeteilt ist, die jedoch in der Praxis keine Bedeutung mehr besitzen. Ungarn erfüllt noch nicht die Voraussetzungen für den WKM II.
Die Währung Bulgariens ist der Lew. Er wurde 1881 eingeführt und besteht aus 100 Stotinki. Die Übernahme des Euro in Bulgarien wird diskutiert, aber aufgrund eines zu hohen Defizits erfüllt das Land nicht die notwendigen Bedingungen.
Der Kuna ist bereits seit dem Mittelalter die Währung Kroatiens. Er ist in 100 Lipa unterteilt und gilt als stabil. Dennoch bereitet die kroatische Regierung den Beitritt zur Euro-Zone vor.
Europas Währungen: Länder außerhalb der EU
Zu Europa gehören außerdem die Schweiz, Liechtenstein, Island, Norwegen, Russland, Weißrussland, die Ukraine, Moldawien, Serbien, Mazedonien und Albanien. Die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein nutzen Schweizer Franken als offizielles Zahlungsmittel. Schweizer Franken gibt es bereits seit 1798. Sie werden in 100 Rappen unterteilt.
Island besitzt die Isländische Krone und Norwegen die Norwegische Krone. In Island wurde die Krone mit der Unabhängigkeit von Dänemark im Jahr 1918 eingeführt, in Norwegen gilt sie bereits seit 1875. In beiden Ländern war die Krone früher in 100 Öre eingeteilt, aber aufgrund der Inflation ist diese Einteilung heute nicht mehr üblich.
In Russland bildet der Russische Rubel die offizielle Währung. Ein Rubel besteht aus 100 Kopeken. Diese Bezeichnungen werden bereits seit mehreren Jahrhunderte verwendet. Die Währung in Weißrussland heißt ebenfalls Rubel. Kopeken sind dort nicht mehr im Umlauf. Die kleinste Banknote sind 50 Weißrussische Rubel.
In der Ukraine wurde mit der Währungsreform 1996 die Hrywnja (auch Griwna genannt) eingeführt. Der Begriff geht auf eine Währung aus der Zeit der Kiewer Rus zurück. Eine Hrywnja ist in 100 Kopeken unterteilt.
In Moldawien löste der Moldawische Leu 1993 nach der Auflösung der Sowjetunion den Russischen Rubel ab. Die kleinere Einheit ist Ban. Das bedeutet, 100 Bani ergeben einen Leu. In der umstrittenen Republik Transnistrien, die offiziell als Teil Moldawiens gilt, ist der Transnistrische Rubel in Gebrauch. Außerhalb Transnistriens wird diese Währung nicht anerkannt.
Der Serbische Dinar hat eine lange Geschichte. Dinar-Münzen wurden bereits im Mittelalter geprägt. Im ehemaligen Jugoslawien wurde der Dinar in den Teilrepubliken Serbien und Montenegro genutzt, bis Montenegro die D-Mark und schließlich den Euro einführte. Serbien behielt den Dinar. Die Münzen der kleineren Einheit Para sind heute nicht mehr gebräuchlich.
Die Währung Mazedoniens ist der Mazedonische Denar. Nach der Auflösung Jugoslawien ersetzte er den jugoslawischen Dinar. Der Mazedonische Denar bestand früher aus 100 Deni, aber mittlerweile sind Deni-Münzen außer Gebrauch geraten.
Der Albanische Lek wurde 1925 in Albanien eingeführt. Seit 1945 ist er dort das alleinige Zahlungsmittel, das die albanischen Franken ablöste. Die Untereinheit Qindarka sowie Ein-Lek-Stücke sind heute nur noch für Sammler von Interesse.
Auch ein Teil der Türkei befindet sich auf europäischem Gebiet. Dort gilt die Türkische Lira, die Mitte der 1870er-Jahre den Kuruş als Währung ablöste. Die Türkische Lira ist außerdem ein Zahlungsmittel in der Türkischen Republik Nordzypern.
Ausblick
Noch immer gelten in Europa Währungen, die zum Teil bereits im Mittelalter gebräuchlich waren. Bei Weitem nicht alle Währungen Europas wurden durch den Euro ersetzt, und dies wird vermutlich auch in Zukunft so bleiben. Währungen wie der polnische Złoty und der bulgarische Lew werden sicherlich in den nächsten Jahrzehnten durch den Euro abgelöst werden, aber daneben gibt es Länder, die die Einführung des Euro ablehnen oder für die ein Beitritt zur EU bzw. zur WKM II unwahrscheinlich ist. Deshalb werden zum Beispiel das britische Pfund Sterling, der Russische Rubel und die Dänische Krone als Währungen in Europa vermutlich noch lange erhalten bleiben.