Wie die Schweizer Notenbank den Währungskurs in die Höhe trieb und welche Folgen dies mit sich bringt
In letzter Zeit erhalte ich immer mehr E-Mails von besorgten Tradern die Agst davor haben, dass ihr Broker pleite sei, insolvenzgefährdet ist, oder finanzielle Engpässe erleiden könnte. Einige Einsteiger haben Angst um ihr Kapital und fragen sich, ob die Einzahlungen noch bei Broker XY sicher sind. Grund für dieses Unbehagen sind jüngste Geschenisse in der Schweiz.
Am 15.01 hat die Schweizer Notenbank vollkommen überraschend die Kursbindung an den Euro aufgegeben. Bis zu diesem Datum war ein Franken 1,2€ wert. Dies wurde eingeführt, um die Schweiz vor einer großen Welle ausländischem Kapital zu schützen. Offenbar kehrte man dieser Strategie den Rücken – mit dramatischen Folgen. Innerhalb weniger Stunden schnellte der Kurs der Schweizer Franken um etwa 20% in die Höhe, was viele Trader vollkommen überraschte. Wer mit Hebel auf einen fallenden Schweizer Franken spekulierte, musste große Verluste in Kauf nehmen. Wenn Trader nicht ausreichend Kapital haben und der Broker die Positionen auf Grund einer sehr volatilen Marktsituation nicht schließen kann, bleibt der Verlust beim Anbieter hängen.Tritt dies in kurzer Zeit in besonders vielen Fällen auf, ist das Unternehmen bedroht und verliert seine Liquidität. Für ein Finanzinstitut ist dies das Todesurteil.Genau dies geschah dem englischen Broker Alpari. Seit dem 19.01.2015 ist er insolvent.
Was bedeutet dies für die Kunden des Brokers?
Wer ein Konto bei Alpari hatte, wird dort nun keine Trades mehr durchführen können. Der Betrieb ist eingestellt und viele Händler fürchten um ihr Kapital. Dazu sei jedoch gesagt, dass jeder Broker mit einer Lizenz in der EU die Gelder der Kunden gesondert vom Geschäftskapital verwahren und verwalten muss. Im Falle einer Insolvenz sind diese somit nicht betroffen. Hinzu kommt, dass das Kapital der Trader über einen Sicherungsfonds mit zu einer gewissen Summe geschützt ist. Konkret bedeutet dies, dass man sein Geld zurückbekommt, auch wenn mit einer gewissen Verzögerung zu rechnen ist.
Nicht für jeden lief es schlecht…
In den meisten großen Medien wird der Preisanstieg der Schweizer Franken als ein Ereignis beschrieben, welches den Markt des Währungshandels vollkommen verwüstet und allen Tradern und Brokern ihr Geld gebraubt hätte. Was aber nicht zum Vorschein kommt ist, dass jedem Verkäufer auch immer ein Käufer gegenüberstehen muss. Im Klartext bedeutet dies, dass es auch eine lange Liste von Menschen gibt, die durch den rasanten Wertzuwachs enorme Gewinne verzeichnet haben. Zum Pech der Broker ist es jedoch so, dass es keine Obergrenze für Profit gibt, sodass all das Geld in die Taschen der Trader floss.
Auch abseits der Forex-Welt hat die Aufwertung der Schweizer Franken Konsequenzen
Nicht nur auf Finanzportalen tummeln sich Eilmeldungen zu den aktuellen Geschehnissen rund um die Schweizer Franken. Auch in allabendlichen Abendprogrammen wird häufig zu dem Thema berichtet. Das liegt vor allem daran, dass auch Nicht-Trader die Auswirkungen zu spüren bekommen werden.
Es ist damit zu rechnen, dass alle in der Schweiz produzierten Produkte welche den deutschen Markt betreten, in Zukunft deutlich teurer sein werden. Darunter fallen nicht nur Uhren, Käse und Schokolade, sondern auch Waffe, Chemikalien, Elektornik und Maschinen. Dies dürfte sich auch auf weitere Branchen auswirken, wo diese Dinge benötigt werden.
Dies ist nicht nur ein Problem für jene die die Waren nachfragen, sondern auch für Schweizer Exporteure. Wer seine Güter in Ausland an den Kunden bringt, muss damit rechnen, dass diese lieber bei der Konkurrenz kaufen, da der Preis hier attraktiver sein wird.
Wer in naher Zukunft eine Reise in die Schweiz plant, wird noch tiefer in die Tasche greifen müssen als dies in der Vergangenheit ohnehin schon nötig war. Wer seine Euros in Schweizer Franken eintauschen möchte, wird mit sofortiger Wirkung einen deutlich schlechteren Wechselkurs erzielen und dementsprechend weniger Waren für sein Geld bekommen.
Zu den größten Verlierern gehören jedoch Personen, Unternehmen und Staaten, die einen Kredit in Schweizer Franken aufgenommen haben. Durch den Wertanstieg steigen die Zinszahlungen in der Heimatwährung enorm an.
Des einen Leid ist des anderen Freud
Wie so oft im Leben gibt es immer zwei Seiten einer Medallie. Etliche Menschen haben Grund sich über die Entwicklung des Franken zu freuen und werden mittlerweile die Korken knallen lassen. Darunter dürften sich eine Vielzahl der Schweizer Privathaushalte befinden. Für sie war der Urlaub nahezu weltweit bereit zuvor sehr günstig und ist nun erneut preiswerter geworden. Auch importiere Waren sind zu einem Schnäppchen geworden und wer zum Shopping nach Deutschland, Österreich Italien oder Frankreich fährt, wird mit einem breiten Lächeln zurück kommen.
Darüber freuen sich natürlich all diejenigen, die mit den anreisenden Schweizern Geschäfte machen. Outletcenter und sonstige Händler können sich auf steigende Umsätze vorbereiten.
Extreme Vorteile winken denjenigen, die in der Schweiz arbeiten, dort aber nicht ihren Wohnsitz haben. Sie werden in Schweizer Franken bezahlt und erhalten einen erstklassigen Wechselkurs.
Lasst euch nicht verrückt machen
Zwar ist die Auflösung der Bindung der Schweizer Franken an den Euro kein alltägliches Geschehniss, doch wer sich in der Welt der Währungen auskennt weiß, dass keine Kopplung dauerhaft Bestand haben kann. Früher oder später musste es so kommen und wer damit gerechnet hat, hat sich eine goldene Nase verdient. Auch den meisten Brokern war dies klar und große Häuser wie dieses oder dieses dürften keinerlei Probleme erwarten.